Flächenakquisiteur oder Mitarbeiter in der Flächensicherung für Windenergieprojekte

Die Arbeit eines Flächenakquisiteurs ist im Bereich der Entwicklung von Windenergieprojekten anzusiedeln. Flächenakquisiteure halten Ausschau nach Ländereien, die sich grundsätzlich für Windenergieprojekte eignen könnten. Sie nehmen Kontakt zu den Flächeneigentümern auf und informieren über geplante Vorhaben. Letztendlich besteht der Kern der Tätigkeit darin Flächen für potenzielle Windparks bei den Landeigentümern anzupachten – eine Zustimmung der Flächeneigentümer zur Nutzung ihrer Ländereine für Windenergieprojekte einzuholen.

 

Um als Flächenakquisiteur tätig werden zu können ist es demnach von besonderer Bedeutung eine gewisse „Vertriebsaffinität“ zu besitzen. Also kein Problem damit zu haben den Hörer in die Hand zu nehmen und Kontakt aufzunehmen zu Flächeneigentümern. Sich vor Ort den Fragen der Flächeneigentümer zu stellen um mit viel Geschick eine Einwilligung einzuholen. Nicht selten bedarf es einem großen Einfühlungsvermögen um die Bedenken und Ängste von Projektbeteiligten / Flächeneigentümern nachzuvollziehen und entsprechend darauf reagieren zu können.

 

Daneben sind Grundkenntnisse genehmigungsrechtlicher Rahmenbedingungen von Nöten. Als Flächenakquisiteur sollten Sie z. B. wissen, welche Gebiete grundsätzlich von der Windenergienutzung ausgeschlossen sind und welche Abstände Windkraftanlagen zu bebauten Gebieten einhalten müssen (Bundes-Immissionsschutzgesetz [BImSchG]) um eine Chance auf eine erfolgreiche Genehmigung zu haben.

 

Als Arbeitgeber kommen für Flächenakquisiteure vor allem Projektierungsunternehmen aber auch Energieversorger und Stadtwerke infrage.

 

Aktuell zu besetzende Stellen in diesem Bereich finden Sie unter "Stellenangebote".

 

 

Interview mit einer Flächenakquisiteurin

 

Um Ihnen einen noch detailierteren Eindruck von den Aufgaben eines Flächenakquisiteurs zu verschaffen haben wir ein entsprechendes Interview mit einer Flächenakquisiteurin geführt.

 

Frau Müller, Sie arbeiten seit über 5 Jahren im Bereich der Flächensicherung für Windenergieprojekte. Wie erklären Sie jemandem, der nichts mit der Windkraft zu tun hat, was Sie machen?

 

„Ich pachte Flächen an, die für Windenergieprojekte benötigt werden. Ich halte die Kommunikation zu den Flächeneigentümern. Den Flächeneigentümern – ich nenne sie auch Kunden – erläutere ich das geplante Projekt. Grundvoraussetzung für diese Gespräche ist es korrekte Daten zu haben. Ich erläutere die aktuelle wirtschaftliche und politische Situation im Zusammenhang mit der Energie-wende. Dazu ist es manchmal notwendig tiefer einzusteigen und über Energieverbrauch und über die Herkunft der benötigten Energie zu sprechen. Ebenso spielen hier natürlich die Strompreise eine Rolle und es ist hilfreich dem Kunden auch aufzeigen zu können, welche Entstehungskosten Strom bei welchen Quellen hat und wie das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) grob funktioniert. Also wie der Strom aus Windkraftanlagen konkret vergütet wird. Letztendlich geht es bei all dem natürlich darum den Kunden mit viel Geschick dahinzuführen, dass er Interesse hat sich durch die Verpachtung seiner Fläche an dem Projekt zu beteiligen.“ 

 

Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei Ihnen aus?

 

„Morgens schaue ich erst einmal in meinen Kalender um zu sehen welche Termine anstehen und bereite mich dann auf diese Termine vor. Ich prüfe meine Unterlagen und kümmere mich darum, dass ich alle gegebenenfalls erforderlichen Unterlagen im richtigen Moment auch zur Hand habe. Insbesondere geht es dabei um Karten, Infobroschüren und Vertragsunterlagen.

Egal ob es gerade regnet, stürmt oder schneit – ich verlasse gut gelaunt das Haus und fahre zu den Eigentümern mit denen ich einen Termin vereinbart habe. Zum Termin komm ich immer pünktlich. Für mich kommt es nicht infrage zu spät zu kommen und ich verpasse auch keinen Termin. Das ist bei meiner Tätigkeit außerordentlich wichtig. Wenn ich doch mal einen Termin absagen muss, weil der Chef ruft oder aufgrund von Krankheit, dann sage ich den Termin schnellst möglich ab. Man muss die kostbare Zeit der Eigentümer schätzen wie seine eigene...vielleicht noch ein bisschen mehr.“

 

Was macht Ihnen am meisten Freude an Ihrer Tätigkeit?

 

„Ich arbeite sehr selbständig und eigenverantwortlich und kann vieles selbst entscheiden. Diese Freiheit hat natürlich auch eine Kehrseite: wenn etwas nicht klappt, dann habe ich es selbst verhauen und kann die Schuld niemand anderem zuschieben. Ein bisschen fühlt es sich an, als wäre man ein selbständiger Unternehmer – mit dem schönen Unterschied, dass ich ein festes Einkommen habe.

Ein weiterer Aspekt davon ist die freie Zeiteinteilung. Ich muss nicht morgens um 7:00 Uhr am Schreibtisch sitzen. Ich teile mir meine Zeit sehr bewusst und effizient ein. Manchmal arbeite ich auch samstags oder bis spät in die Nacht. Ich kann meine Arbeit also an mich anpassen.

Toll ist an der Arbeit natürlich auch, dass ich so manch einem Eigentümer so richtig Gutes tun kann. Eine Fläche für Windenergieprojekte verpachten zu können, kann für den einen oder anderen Eigentümer ein richtiger Segen sein. Diesen Segen überbringen zu dürfen macht natürlich Spaß.

Insgesamt macht mir die Tätigkeit so viel Freude, dass ich nie auf die Uhr schaue um zu sehen, wann Feierabend ist – ganz im Gegenteil, mein Chef bremst mich immer mal wieder, damit ich mich nicht zu sehr reinhänge. Bei meinen flexiblen Arbeitszeiten ist es aber auch kein Problem Überstunden auszugleichen.“

 

Gibt es auch belastende oder frustrierende Momente?

 

„Belastend ist es Dinge unter Druck erreichen zu müssen. Zum Beispiel wenn für ein Windenergieprojekt nur noch eine Fläche fehlt und hier der Eigentümer nicht unterschreibt. Eine Projektplanung kann an einer einzigen Unterschrift scheitern. Zur Erlangung einer Genehmigung von einem Windpark müssen bei Antragstellung nach Bundes-Immissionsschutgesetz (BImSchG) alle betroffenen Flächen vertraglich gesichert sein.  Jetzt stellen Sie sich vor, dieser eine fehlende Eigentümer hat immer wieder irgendeinen Einwand um nicht zu unterzeichnen. Er will eigentlich schon – irrationale Gründe sprechen dann aber immer wieder doch dagegen und Sie merken, dass er eigentlich gerne mit machen würde – aber sich nur eben nicht ganz traut. Das ist dann richtig ansträngend. Im Zweifelsfall muss man dann das Windparklayout, also die Anordnung der Anlagen noch einmal verändern, so dass man seine Fläche gar nicht braucht – oder das Projekt kann nicht realisiert werden, wenn der eine nicht unterschreibt. Das sind die großen frustrierenden Momente.“

 

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten muss man Ihrer Meinung nach mitbringen um erfolgreich in Ihrem Beruf zu sein?

 

„In meinen Augen ist die Fähigkeit sich selbst motivieren zu können – sich immer wieder einzubringen, nicht hängen lassen, nicht aufgeben – die wichtigste Fähigkeit um in diesem Feld erfolgreich sein zu können. Daneben muss man die Fähigkeit mitbringen seine eigene Laune positiv beeinflussen zu können. Ein Lächeln hilft! Es ist wichtig immer gut gelaunt zu sein

Man sollte Karten lesen können, sich mit Windenergieanlagen und genehmigungsrechtlichen Grundlagen auskennen. Also einerseits grob wissen, wie hoch eine Windkraftanlage ist, wie viel Strom sie etwa an einem Standort produzieren könnte usw., aber eben auch wissen, welche Gebiete grundsätzlich von der Windenergienutzung ausgeschlossen sind, welchen Abstand Windkraftanlagen von bebauten Grundstücken haben müssen um eine Chance auf Genehmigung zu haben usw. Aber das sind alles Dinge, die man sich doch recht schnell aneignen kann.

Man muss alle Fragen des Kunden beantworten können. Wenn man etwas nicht beantworten kann, dann muss man einen neuen Termin mit dem Eigentümer vereinbaren und die Frage zur Klärung mitnehmen. Auf diese Art lernt man sehr schnell.“

 

*der Name wurde geändert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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